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IP Schutzklassen

Aus Etikettenwissen

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Schutzklassen sind spezielle Zertifizierungen, die für verschiedene elektrische Geräte und Betriebsmittel vergeben werden. Die sogenannten International Protection Codes (IP-Codes) oder Ingress Codes zeigen an, welchen Umweltbedingungen die Geräte standhalten und geben so Aufschluss über ein geeignetes Umfeld für deren Einsatz. Während vor einigen Jahren nur industrielle Geräte eine IP-Zertifizierung erhielten, werden heute auch Smartphones, Kameras und verschiedene Outdoor-Geräte gemäß den Schutzarten zertifiziert.

Wie sieht ein IP Code aus und was bedeutet er?

Ein IP-Code zeigt dem Käufer schon vor dem Kauf, wie widerstandsfähig das Gerät gegenüber Wasser und Staub ist. Um diese beiden Faktoren zu veranschaulichen, besteht ein IP-Code immer aus den beiden Buchstaben IP und zwei Ziffern, die aufzeigen inwieweit die innenliegende Technik geschützt ist. Die erste Ziffer zeigt den Schutzgrad gegen Fremdkörper, während die zweite Ziffer Aufschluss über den Schutzgrad gegen Wasser gibt. Die Widerstandsfähigkeit gegen Wasser und Schmutz sind dabei unabhängig voneinander, so ist der Staubschutz des IP-Codes IP54 ebenso zuverlässig wie der Staubschutz von IP57 – der Unterschied liegt hier in der Wasserbeständigkeit.

Schutz gegen Fremdkörper Schutz gegen Wasser
0 Kein Schutz Kein Schutz
1 Ab 50 mm Tropfwasser
2 Ab 12,5 mm Fallendes Tropfwasser
3 Ab 2,5 mm Sprühwasser
4 1 mm Allseitiges Spritzwasser
5 Staubgeschützt Strahlwasser
6 Staubdicht Allseitiges Strahlwasser
7 -- zeitweiliges Untertauchen
8 -- Dauerndes Untertauchen
9 -- Hochdruckreinigung

Zusätzlich kann aus der ersten Kennziffer des IP-Codes der Schutz vor Berührung abgelesen werden. Hier geht es nicht um die Technik innerhalb des Geräts, sonders um den Schutz des Nutzers vor jeglicher Gefahr bei dessen Verwendung. Je höher die erste Kennziffer, desto schwieriger ist ein unbeabsichtigtes Berühren der spannungsführenden Bauteile im Innern des Gehäuses.


0 Kein Schutz
1 Zugang mit dem Handrücken
2 Zugang mit dem Finger
3 Zugang mit Werkzeugen
4 Zugang mit Draht
5 und 6 Vollständiger Schutz gegen Berührung

Wer vergibt IP-Codes und wie werden die Geräte dabei getestet?

IP-Zertifizierungen können nur von der Internationalen Elektrischen Kommission (IEC) auf Basis zweier verschiedener Normen vergeben werden. Gemäß den Normen DIN EN 60529 und ISO 20653:2013 müssen Geräte, für die IP-Codes angestrebt werden, strengen Tests unterzogen werden:


- Test der Staubdichte

Um zu testen, ob und wie viel Staub in das Gerät kommen kann, wird das Smartphone in eine Staubkammer gelegt, in der eine gewisse Menge Talkumpulver liegt. Es wird ein Unterdruck innerhalb des Geräts erzeugt, der die einzelnen Staubpartikel ins Innere des Gehäuses ziehen soll. Wenn nach 8 Stunden trotzdem kein Talkumpulver im Gerät zu finden ist, erhält es die Kennziffer 6 und hat sich damit als staubdicht erwiesen.


- Test der Wasserdichte

Um zu testen, in welchem Maß das Gerät Wasser standhält, wird es in einem Tauchbecken versenkt. Nun wird beobachtet, ab welcher Tiefe Wasser in das Gehäuse eindringt und wie lange es dicht hält. Für die Kennziffer 7 (zeitweiliges Untertauchen) wird das Gerät einen Meter tief unter Wasser getaucht und da Innere des Gehäuses muss 30 Minuten lang trocken bleiben. Für die Kennziffer 8 (dauerhaftes Untertauchen) muss das Gerät dauerhaft unter Wasser eingesetzt werden können. Es darf also auch nach einem längeren Zeitraum kein Wasser im Gehäuse sein. Hierfür muss auch die Tiefe über einen Meter betragen. Wie tief der Hersteller das Gerät taucht ist nicht dabei aber nicht im Detail vorgeschrieben – Wichtig ist, dass die getestete Tiefe die Mindestmaße nicht unterschreitet und vor dem Kauf an den Kunden kommuniziert wird.

Was besagen die angewandten Normen?

Während die DIN EN 60529 die Basis einer IP-Zertifizierung ist, wird sie durch die ISO 20653:2013 ergänzt. Die DIN EN 60529 bezieht sich allgemein auf Schutzarten, bei denen das Gehäuse eines elektrischen Geräts zertifiziert wird. Unter diese Norm fallen zum Beispiel elektrische Anlagen, die in einer industriellen Umgebung oder im Freien verwendet werden, Smartphones und viele weitere Geräte, die unter anspruchsvollen Bedingungen funktionieren sollen. Die ISO 20653:2013 dagegen bezieht sich auf Schutzarten für Straßenfahrzeuge, deren Technik durchgehend verschiedenen Bedingungen ausgesetzt ist. Außerdem brachte diese ISO-Norm eine Erweiterung der Nomenklatur mit sich: Neben dem Schutz der innenliegenden Technik steht in dieser Norm auch der Schutz des Nutzers im Vordergrund. Die erste Kennziffer gibt also neben dem Schutz vor Fremdkörpern auch den Schutz vor unbeabsichtigter Berührung an. Außerdem erweitert die ISO 20653 die beiden Kennziffern und fügt in manchen Fällen ein K hinter die besagte Ziffer. Ein Beispiel wäre der IP-Code IP5K9K, der einen Schutz vor Staub in schädigender Menge und vor Hochdruckreinigung speziell für Straßenfahrzeuge angibt.

Welche typischen Schutzarten gibt es?

Da die Verwendung von IP-Codes sich die letzten Jahre ausgeweitet hat, ist auch die Liste gängiger Schutzarten länger geworden. Industrieanlagen werden z. B. mit IP54 zertifiziert, während in Schaltschränken typischerweise IP20 zum Einsatz kommt. Bei Fahrzeugen werden häufig IP55 verwendet. Oftmals sind auch Kombinationen aus verschiedenen Schutzarten in Verwendung, die sich aus den oben genannten Kennziffern zusammensetzen. Für Smartphones und Kameras, die auch im Freien ohne Einschränkung und bei jedem Wetter genutzt werden sollen, werden dagegen IP67 oder höhere IP-Codes vergeben. Der Grund ist hier naheliegend: Die Technik moderner Geräte reagiert empfindlicher auf Wasser und Schmutz, als es eine Industrieanlage würde. So soll großer Schutz vor Staub und Wasser die Lebensdauer des Geräts erhöhen und z. B. den Gebrauch als Outdoor-Handy ermöglichen.

Da modernste Technik oftmals sehr anfällig gegenüber äußeren Einflüssen ist, werden neue Geräte immer öfter mit sehr hohen IP-Codes versehen. Eine Zertifizierung im unteren Kennziffer-Bereich wird in Zukunft keinen großen Wert mehr haben, da schon kleine Mengen an Staub und Wasser die empfindlichen Bauteile innerhalb von Smartphones, Computern oder anderen Geräten schädigen können. Sie sollten beim Kauf elektrischer Geräte daher immer auf eine Schutzart achten, die den Anforderungen an das Gerät entspricht – ansonsten könnte es nach kurzer Zeit bereits defekt sein.